Ist EWO von gestern ?
So nahm die Sucht ihren Lauf

Internet war damals noch nicht mal als Wort geboren, da haben zwei Halbstarke sich jeweils einen B-Kadetten für 500 DM zugelegt um ihrem frischen Führerschein den nötigen Background zu geben. Es wurden vom ersten Tag an Dinge angestellt, die nicht mehr als normal zu bezeichnen waren. Der Motorsport in all seinen Facetten war uns noch völlig unbekannt.
Als die 60 PS nicht mehr reichten wurde das C-Coupe entdeckt. Mein Freund kaufte sich den 1.9er GTE in der Irmscher-Färbung Grün/gelb und ich konnte einen günstigen 4 Jahre jungen Ralye-Kadett ergattern in einfachem weiß.

Kaum drei Monate später gab es eine Automesse in Kiel (Feb 1983) , bei der auch der VAC Kiel  einen Stand hatte, um sich und den Slalomsport zu präsentieren. Dort lief ein kleiner Fernseher und ich sah dort "mein" Auto um Pylonen huschen und sagte in den Raum "Guck mal, so einen habe ich auch". Dies hörte Richard Niegsch, heute immer noch Rennleiter des VAC, und lud mich flugs ein zu einem VAC-Trainingstermin auf dem Verkehrsübungsplatz des ADAC. 
Ich wurde super geführt und war am Ende des Tages ganz guter Dinge, dass es gern auch mal ein richtiger Slalom sein dürfte, um mich mit anderen zu messen. Die Technik blieb freilich wie sie war.

Der erste Tanz um die Pylonen fand bei strömendem Regen statt (es war ein 800m Clubslalom in Elmshorn bei Hamburg) und ich war mit meinen 175/70-13 Pirelli Aquatec scheinbar ganz gut bestückt, fuhr alles sauber und zügig zum dritten Klassen- und Gesamtrang. Was für eine Überraschung für alle, mich eingeschlossen.

Das ganze wurde dann bei den nächsten Veranstaltungen untermauert und schnell mit einem Satz Sportdämpfer (Koni rot) unterstützt. Es ging recht gut und bereits bei der vierten Veranstaltung kam ein Sieg zustande. Die Konkurrenz fing an, sich technisch auf den neuen Konkurrenten einzustellen. Man kaufte Rennreifen (Kleber war damals angesagt), Diff-Sperren, andere Federn und Dämpfer, Sitze, Gurte usw.

Als nächster wichtiger Schritt erinnere ich mich an die ADAC-Rennsportschule. Ich durchlief alle drei Stufen und durfte sogar zu einem Presse-Event auf dem Hockenheimring einen Super-Top-Lehrgang mitmachen, zu dem die erfoglreichsten Schüler der Rennsportschule geladen wurden. Da war unter anderem auch ein Christian Abt dabei. Damals allerdings noch reichlich grün hinter den Ohren.

Ich hatte als Student damals noch nicht die Möglichkeiten der Technik-Entwicklung immer zu folgen, aber soweit es ging, spielte ich mit und bereits 1985 war die erste Saison, die man als perfekt bezeichnen könnte. Ich gewann alles was ich anging und ergatterte sogar die ersten Sponsoren (1.500 DM im Jahr).

Die Zeiten der seriennahen Fahrzeuge waren damals auch in der Gruppe der verbesserten Fahrzeuge konkurrenzfähig, also wurden einzelne Starts in der "großen" Klasse gewagt. Unter die Top 3 zu fahren war meistens drin. Der nächste Schritt, das Verlassen der Serienklasse war also bald entschieden. Es begann das Basteln, natürlich ernsthaft zur Optimierung der Slalom-Leistung gedacht. Da ich kaum Erfahrung hatte, war ich auf fremde Hilfe angewiesen und merkte schnell, dass es im Motorsport auch um Geld geht, welches nicht da war. Ich sehnte mich zur Serienklasse zurück, ärgerte mich, dass ich meinen schönen originalen Kadett "zerschraubt" hatte. Die Versuche kosteten Geld und führten zu Krach, hektischem Fahrstil und Ausfällen, nicht aber unbedingt zur Verbesserung der Slalomerfolge. Diese Erkenntnis brauchte allerdings einige Zeit, blieb dafür aber nachhaltig in meinem Kopf verankert:
Wenn Tuning, dann in sinnvollen Schritten und möglichst mit messbaren Erfolgen.
 
Da ich mit meiner damaligen Freundin (heute Frau) mit dem Disco-Racer auch auf der Straße unterwegs waren, kam der Punkt, wo ein etwas seriöseres Auto her musste. 1992 stand der Verkauf des 14 Jahre gehegten Kadett in ungeschweisstem Chassis und nur mit Dekor versehen Originallack an. Ein Liebhaber fand sich schnell und übernahm das gute Stück zu einem fairen Preis, um es zu Anfang zum cruisen einzusetzen und später dann nach Unfall wieder aufzubauen. Er lebt noch heute bei dem Besitzer.
Der Slalomsport war damit natürlich nicht totgesagt, sondern ein moderneres Auto sollte her. Es wurde ein BMW 318iS E30. Damals waren die Reaktionen der Slalomkollegen sehr gemischt. Es kamen Kommentare von Schukarton über Familienkutsche und Schlachtschiff bis hin zu Opa-Auto.
Als das Fahrwerk allerdings fertig war und die "Familienkutsche" alles in Grund und Boden fuhr, kamen auch andere auf den Geschmack.
Heute wissen wir das ein E30 in allen Slalomklassen ein gute Wahl ist.
Nach zwei Jahren sehr guten Erfolgen auf regionaler Ebene, kam die nächste Herausforderung. Mein Partner Jens Strelow, damals bei Mercedes Benz am wirken, meinte dass ein 190er eine tolle Grundlage im Fahrwerksbereich geben müsste und so wurde ein 190E 2.6 mit 160PS angeschafft.
Bis wir das Fahrwerk so erzeugt hatten, dass man damit die 318iS angreifen konnte, benötigten wir einige Monate und viele Kartons voll Prototypen-Federn. Aber es hatte sich gelohnt. Im Bereich der B-Slaloms war das Ding aufgrund der damals verfügbaren Sportreifen (Bridgestone RE610) nicht zu schlagen. Die Kopflastigkeit verlangte zwar einen beherzten Fahrstil, aber es ging. Mit Slicks war es dagegen etwas anders. Die AVON konnten das schwere Geschoß nicht sinnvoll um die Ecken hieven und die größeren Goodyear hatten den Übersetzungsnachteil, sodaß die 318iS oft die Nase vorn hatten. Auch waren die Bremsen im Slickeinsatz meistens überfordert. Allerdings wenn es heiß wurde half die Klimaanlage sich wie in einem Mercedes zu fühlen. War irgendwie witzig. Übrigens hatte die gruppe G3 damals bis zu 30 Starter und es war eine tolle Familie mit G3-Parties am Strand und anderen Nettigkeiten. Jens und mir wurde z.B. ein T-Shirt geschenkt mit der Aufschrift "Wenn ich Mercedes fahren will bestell ich mir ein Taxi". Es gab zwar auch Neider ob des Erfolges und einmal wurde sogar ein vergeblicher Protest gegen das Fahrzeug geschrieben, aber insgesamt war es eine schöne Zeit. Die ONS (heutiger DMSB) hatte beispielsweise noch nicht den schlechten Ruf wie heute. Die Organisation hat sich seither stetig vom Fahrer der Motorsportbasis weg entwickelt.
Der Mercedes wurde dann nach zwei Jahren an einen Slalaomkollegen verkauft, der damit allerdings nicht zurecht kam und es weiter in die Langstrecke verkaufte. Wir wollten nun einen E30 für die Gruppe F aufgebauen. Die dabei wichtigste Entscheidung war, einen 320iS zu verwenden. Das wurde ja auch gut belohnt, wie ihr aus der Story rund um den Aufbau des EWOBMW ersehen könnt. Mittlwerweile ist dieser Fahrzeugtyp ein in Deutschland im Sport und in der E30-Szene anerkanntes Objekt.

wird fortgesetzt  !

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