Deutscher Slalom Meister 2006: Claus Gerlach

Für  Claus Gerlach aus Bockenem bei Hannover ging ein Traum in Erfüllung: als sich der engagierte Motorsportler schon entschieden hatte, Ende dieser Saison  seinen Helm endgültig an den sprichwörtlichen Nagel zu hängen, nutzte er die allerletzte Chance zum ganz großen Erfolg.

 

Bei den DM-Finalläufen in Höxter traten die Besten der mehr als 600 in den Regionen Nord, Mitte und Süd platzierten Slalom-Artisten an, um ihren Meister zu küren. Und diese Meisterschaft gelang endlich Claus Gerlach, dem 52jährige Unternehmer aus dem Norden, der seinen Opel Kadett C stets unter der Bewerbung des MC Ambergau Bockenem im ADAC an den Start brachte. Mit zwei Gesamtsiegen erkämpfte er ganz souverän seine erste Deutsche Meisterschaft im Automobilslalom.

Claus Gerlach gelang damit  als erstem Fahrer das Double auf nationaler Ebene: nach dem Gewinn des  DMSB-Rennslalom-Cup 2005 nun auch endlich der verdiente Gesamtsieg in  der Deutschen Slalom Meisterschaft 2006!

Seit 1977 betreibt Claus Gerlach Motorsport auf  Rundstrecken- und  Slalompisten. Seine Sportgeräte trugen immer den Blitz im Kühlergrill: Ascona B, Manta B und Kadett_C aus dem Hause Opel wurden gleichermaßen  spektakulär wie schnell bewegt. Mit stakkatoartigen, geradezu brutalen Gasstößen, Spätbremsen mit blockierenden Rädern und tollen Driftwinkeln bot der drahtige Kämpfertyp stets eine tolle Show, sehr zur Freude der Zuschauer und zum Leidwesen der Konkurrenz, denn die Freizeitaktivitäten von Claus Gerlach wurden bevorzugt mit einem Sieg abgerundet.

Nach 10jähriger Abstinenz vom Motorsport der mittelständische Betrieb forderte ebenso seinen Tribut wie seine 3 Frauen in der Familie wurde Claus Gerlach dann 1998 erneut vom Bazillus „Motorsport“ infiziert.

Nunmehr konzentrierte er sich auf den Automobilslalom, den er mit seinem Kadett fortan im Norden beherrschen sollte wie niemand zuvor. Ob  NordseeCup, NASCup, ecurie, Mittelweserpokal, Stadtmeisterschaft Hannover oder niedersächsische ADAC-Meisterschaft: er gewann alle Serien gleich serienweise und sammelte somit weit über 30 Meisterschaften und Gesamtsiege in Pokalwettbewerbe, ganz zu schweigen von den unzähligen Tages-Gesamtsiegen.

Dem Vernehmen nach soll die Pflege seiner vierstelligen Trophäensammlung die Arbeitslosenzahlen in Bockenem merklich gesenkt  haben. 

Claus Gerlach wollte als „Slalom-König des Nordens“ seinen „Herrschaftsbereich“ aber noch etwas ausdehnen: so war der Gewinn der Deutschen Slalom-Meisterschaft stets sein erklärtes Ziel. Bereits 1983 wurde er auf dem Opel Ascona B vielversprechender Vierter im deutschen Championat.

Es sollten fast 20 Jahre vergehen, bis er dieses Ergebnis mit Platz 3 toppen konnte, dennoch eine riesige Enttäuschung. In Bitburg 2002 wäre nämlich alles möglich gewesen: er hätte aus dem allerletzten Wertungslauf sogar mit einer Pylone zurückkommen können, um Deutscher Meister zu werden, es wurden aber leider zwei Abschüsse, einer zuviel. Die Nerven hatten nicht gehalten.

So stand Claus Gerlach dem Ruf, sehr schnell zu sein, im entscheidenden Moment bei den „Big Points“ aber die Nerven nicht im Griff zu haben. Dieses Image konnte er nun aber durch seine Finalsiege  überzeugend korrigieren.

10 Siege aus 10 Vorläufen der Region Nord  ließen Claus Gerlach bereits mit optimal gefülltem Punktekonto und mindestens 4,4 Punkten auf den nächstplatzierten Mike Röder aus der Pfalz nach Höxter reisen; hier galt es nun, an den beiden Wettbewerbstagen diesen Vorsprung zu verteidigen, am besten durch Siege noch auszubauen. Während sein wesentlich jüngerer Hauptkonkurrent in seiner Klasse wenig gefordert wurde  und dennoch nervös zwei „Zittersiege“ einfuhr, hielt Claus dem gewaltigen Druck souverän stand. Hansi Eller aus dem Süden, Eckehard Wolter und Jens Strelow aus dem Norden, Jürgen Lehmann und Olaf Jäntsch aus der Region Mitte sowie der Ostwestfale Dirk Schäfertöns heizten ihren PS-gewaltigen Opel und BMW an beiden Tagen derart ein, dass Claus Gerlach nicht allzu defensiv fahren konnte. Die taktische Vorgabe konnte nur lauten: „kontrollierte Offensive“. Nervenstark legte er am letzten Tag mir einer Tagesbestzeit vor und fuhr auf Sieg, obwohl wegen des Sieges am Vortag ein 4. Klassenrang bereits zum Titel gereicht hätte. Als würdiger Meister hat er sich diese Meisterschaft mit deutlichem Vorsprung in toller Performance erkämpft, was diesen Titel umso wertvoller macht. 

Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter, so auch hier. Opeltuner Claus Böhm, der ohne Wissen von Namensvetter Claus Gerlach am Final-Sonntag „heimlich“ aus dem Süden angereist war, hat den Kadett C mit einem 265 PS starken 16V-Motor bestückt, der nicht nur aus allen Drehzahlbereichen infernalisch geht, sondern auch sehr standfest ist.

Dankbar ist Claus Gerlach aber auch Rolf Petersen und Olaf Ihloff, die ihn in dieser Saison stets begleiteten; während Olaf als Organisator seinen „Chef“ stets optimal entlastete, ist Rolf  gleichzeitig ältester Freund und Chefmechaniker von Claus und wurde zu vorgerückter Stunde in Höxter in  feucht-fröhlicher Runde als „Deutscher Mechaniker-Meister“ geehrt.

Denn meisterlich feiern, das hat die Gerlach-Truppe schon lange Jahre erfolgreich trainiert! 

Da Claus Gerlach nichts dem Zufall überlässt, hatte er schon 2005 entschieden, wer einmal seinen Boliden übernehmen sollte, wenn er in „Slalom-Rente“ geht: Lars Heisel sollte es sein, der  20jährige Bielefelder Student, der im RennslalomCup 2005 seinen Opel Manta B hinter Claus Gerlach und dem mehrfachen Deutschen Meister Reinhard Nuber auf Gesamtrang 3 fliegen ließ. Und tieffliegende Opel Manta haben den jetzigen Meister  wohl an seine motorsportlichen Anfänge als „junger Wilder“ in den 70er Jahren erinnert. 

Claus Gerlach hat als Leitfigur des Slalomsports nicht nur im Norden dazu beigetragen, das Image des Slalomsportes in den letzten Jahren erheblich zu verbessern. Bei aller Professionalität und  Erfolgsorientierung waren es am Ende aber große Emotionen, die in Erinnerung bleiben werden: nach übermütigen „Donuts“ im Fahrerlager stellte er den Kadett nach der Siegesfahrt ab, umarmte überglücklich alle Gratulanten und rief laut in die Menge; „Danke, meine Freunde, ich liebe euch alle“.

Servus, Claus Gerlach, die große Slalomfamilie wird Dich vermissen!!!

 

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